Zitat von Carina im Beitrag #151" On the Road " in Cannes 2012 : Kristen Stewart , Sam Riley & Garrett Hedlund beim Photoshooting für " Marie Claire " 2012 USA September
Sam Riley als Sal, Kristen Stewart als Marylou und Garrett Hedlund als Dean
Volle Pulle
Walter Salles hat Kultroman "On the Road" verfilmt
Das Buch und sein Autor sind Kult und Legende: "On the Road" von Jack Kerouac, das Manifest der Beatniks, feiert literarisch die grenzenlose Freiheit und ist bis heute die Bibel junger Menschen überall in der Welt. Walter Salles hat das Buch jetzt erstmals verfilmt.
Sich berauschen am Sein: Bebop, Drogen, Sex. So lautet das Credo der Beat-Generation. Und Jack Kerouac hat ihre Bibel verfasst: "On the Road" - in drei Wochen auf Papier gerotzt wie im Rausch. Ein sprachgewaltiges Epos, das genau das Lebensgefühl der Jugend nach dem Zweiten Weltkrieg traf. Ein Aufschrei in explosiver Prosa. Kerouacs autobiografischer Roman zündet 1957 wie eine Bombe. Viele wollen es verfilmen - alle scheitern. Kerouac möchte sich selbst spielen. Für die Rolle seines besten Kumpels, den er im Buch Dean Moriarty nennt, will er unbedingt Marlon Brando - der winkt ab. Später sichert sich Francis Ford Coppola die Filmrechte, doch weder er noch berühmte Autorenfilmer wie Jean Luc Godard oder Gus van Sant trauen sich am Ende zu, aus diesem großen, wilden Stück Literatur einen Film zu machen.
Junge, hippe Hollywood-Stars
Sal (Sam Riley)
Und nun hat es doch einer gewagt: der Brasilianer Walter Salles. Als er als Jugendlicher "On the Road" liest, ist in Brasilien gerade das Militär an der Macht. "Ich war damals exakt so alt war die Hauptfiguren im Roman, 18 Jahre", erinnert sich Salles. "Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass hier ein Buch direkt für meine Generation geschrieben wurde." Dabei war Salles noch ein Baby, als der Roman erschien. Und noch heute vibriert "On the Road". Kein Wunder, dass bei der Verfilmung auch die jungen, ganz hippen Hollywood-Stars dabei sein wollten: "Als ich im Flugzeug per E-Mail von Walter erfuhr, dass ich Dean Moriarty spielen sollte, habe ich den ganzen Flug über an die Decke gestarrt und von New York bis L. A. ununterbrochen gegrinst", sagt Schauspieler Garrett Hedlund. "Und einfach gehofft, dass der Film zustande kommt und ich bis dahin nicht zu alt sein werde, um dabei zu sein."
Akribische Recherche
Und er musste lange warten. Jahrelang hat Walter Salles akribisch in den USA recherchiert, sich auf Spurensuche des Romans begeben. Er hat Zeitzeugen getroffen und sogar zur Vorbereitung eine Dokumentation gedreht. "On the Road" handelt vom Unterwegssein - ziellos, kreuz und quer durch ein Land, das nicht mehr Verheißung ist. Sam Riley spielt Sal Paradise - das Alter Ego von Jack Kerouac. Einer, der seine eigene Geografie entdecken will, im ultrakonservativen Amerika der Nachkriegszeit auf Sinnsuche geht. Gemeinsam mit Moriarty und dessen Ehefrau Mary-Lou begibt sich Sal auf einen wilden Trip - mal berauscht vom Unglück und dann wieder high vor Glück. Eine radikale, kompromisslose Flucht aus spießbürgerlicher Enge. "Das Buch feiert die grenzenlose Freiheit, das Recht auf eigene Maßstäbe", sagt Schauspielerin Kristin Stewart. "Es ist okay, seine eigenen Prioritäten zu haben, es ist in Ordnung, seinen ganzen Ehrgeiz auf das Sammeln von Erfahrungen zu verwenden, und es muss überhaupt nichts dabei herauskommen. Kein Produkt, das du verkaufen musst. Es geht um nichts als Erfahrungen - unheimlich menschlich."
Modernisiertes Frauenbild
"Twilight"-Star Kristin Stewart ist umwerfend präsent als Marie-Lou. Sie haucht ihrer Figur im Film Leben ein. Im Roman ist sie dagegen nur wie alle Frauen reines Objekt der Begierde. Denn in dieser Bibel der Jugendkultur haben Männer die Deutungshoheit, Frauen sind schmückendes Beiwerk. So schreibt Kerouac über Mary-Lou: "Abgesehen davon, dass sie ein kleines süßes Ding war, war sie jedoch furchtbar dumm." Schauspielerin Kirsten Dunst erinnert sich: "Ich habe das Buch mit 16 oder 17 gelesen. Es war das Lieblingsbuch eines Typen, in den ich mich verknallt hatte. Aber eigentlich war es eher ein Buch für Jungs." Auch Kirsten Dunst in der Rolle der Zweitfrau des von Sex besessenen Moriarty ist mehr als der Pinselstrich im Roman. Es ist eine Stärke des Films, dass er dieses angestaubte Frauenbild dezent modernisiert.
Alles ist existenziell: Saufen, Rumballern. Tiger Bull alias William S. Burroughs ist das intellektuelle Zentrum der Bewegung. Viggo Mortensen spielt ihn lässig und intensiv. "Wie in den 1950er Jahren leben wir in einer gleichgeschalteten Welt", sagt er. "Überall gibt es die gleichen Produkte, die gleichen Marktstrategien, selbst die Kultur ist globalisiert. Das fördert nicht gerade neue Ideen oder Kreativität. Und noch nie standen die Menschen so unter Druck, sich einfach anzupassen und nach Schema F zu handeln."
Zu wenig Mut
"In 'On the Road' geht es um eine Generation, die die Wertvorstellungen früherer Generationen ablehnt und ihre Zukunft neu definieren will - und das ist sehr zeitgenössisch", sagt Walter Salles. Das ist hochaktuell: Sehnsucht nach dem Risiko. Für das Leben brennen, brennen, brennen wie bei Kerouac. Doch genau das macht der Film über weite Strecken leider nicht. Er ist eine detailversessene, gut fotografierte Umsetzung der Story. Doch der revolutionäre Furor, der Geist des Romans bleibt auf der Strecke - Salles findet dafür keine Filmsprache. Mehr Mut - weniger Nostalgie - das wäre es gewesen.
Joanne Woodward und Paul Newman küssen sich auf dem Poster zu den Filmfestspielen von Cannes 2013
Vom 15. bis zum 26. Mai 2013 finden die Filmfestspiele von Cannes statt. Jury-Präsident ist Steven Spielberg, als Eröffnungsfilm wird "Der große Gatsby" gezeigt. Nun gibt es das offizielle Poster zum Festival.
Auf dem Poster sind Paul Newman und Joanne Woodward zu sehen, die sich küssen. Die Szene stammte aus dem Film "Eine neue Art von Liebe".